Das Spannungsverhältnis zwischen Ent-Auratisierung und auratischer Aufladung, das Lissitzkys Kabinett von 1927 zu solch einem interessanten Fall für heutige künstlerische und kuratorische Praktiken hat werden lassen, findet sich heute durch seine kunsthistorische Kanonisierung zugespitzt: Der ursprüngliche Raum im Provinzialmuseum Hannover wurde Mitte der 1930er Jahre im Zuge der kulturpolitischen Kampagnen des NS-Regimes zerstört, 1968 dann rekonstruiert, und in diesem Zustand von 1979 bis Ende 2016 als Teil der Dauerausstellung des Sprengel Museums Hannover präsentiert. 2017 wurde dort eine neue Rekonstruktion eingerichtet, die die Version von 1968/1979 ersetzt. Aus einem Raum für das Kunsterlebnis der Betrachter*innen ist durch die museale Eigenlogik ein (Gesamtkunst-)Werk entstanden, das heute auf Grundlage der Interpretation des historischen Dokumentationsmaterials konservatorischen Eingriffen unterworfen ist.
Inwieweit ist der mit dem Raum verbundene Anspruch auf Teilhabe indessen mit seiner Musealisierung vereinbar? Müssen Aspekte des Raumes, die nicht in seiner Gestalt aufgehen, in den konservatorischen Erwägungen berücksichtigt werden? Und wie kann auf einen ursprünglichen Zustand geschlossen werden, wenn selbst die komplexe Gestalt des Raumes nur fragmentarisch (in Fotografien, Konstruktionsskizzen und Zeichnungen) überliefert ist? Wie kann seine ursprüngliche Bestimmung für die Betrachter*innen heute wieder erlebbar werden? Welche Methoden und Medien eignen sich zur Re-/Aktivierung des 'Kabinetts der Abstrakten'?
Die Beiträge des Sammelbands erörtern diese Fragen aus kuratorischer und kunstwissenschaftlicher Perspektive.
Aura-Politiken. El Lissitzkys 'Kabinetts der Abstrakten' zwischen Musealisierung und Teilhabe
Eine Publikation des DFG-Graduiertenkollegs 1843 'Das fotografische Dispositiv' an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, herausgegeben anlässlich der Abschlusspräsentation der Wanderausstellung 'demonstrationsraum' (Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund, Berlin, 30.11—13.12.2015; Sprengel Museum Hannover, 5.6.—16.10.2016; Galerie der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, 26.10.—11.11.2016) und aktualisiert anlässlich der Präsentation des Projekts im Kunstraum Art El’, Nowosibirsk, 19.5.—11.6.2017, auf Grundlage der Beiträge zum Fachtag in der Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund, Berlin, 2.12.2015.
Herausgeber*innen
Carolin Anda, Yvonne Bialek, Cornelia Durka, Alexander Karpisek, Natascha Pohlmann, Philipp Sack
Autor*innen
Carolin Anda, Yvonne Bialek, Cornelia Durka, Kai-Uwe Hemken, Alexander Karpisek, Natascha Pohlmann, Philipp Sack, Isabel Schulz, Stefanie Sembill, Katharina Sykora, Steven ten Thije, Annette Tietenberg
Redaktion und Lektorat
Philipp Sack
Grafik- und Webdesign
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© 2017 DFG-Graduiertenkolleg 'Das fotografische Dispositiv' (Sprecherin: Katharina Sykora) an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, Johannes-Selenka-Platz 1, 38118 Braunschweig. Alle Abbildungen, sofern nicht anders angegeben, sind © Sprengel Museum Hannover, der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Museums. Wir haben alle Sorgfalt darauf verwendet, eventuelle Rechteinhaber zu kontaktieren, um die Richtigkeit aller Angaben sicherzustellen. Sollten Sie trotzdem auf eine Urheberrechtsverletzung aufmerksam werden, bitten wir um einen entsprechenden Hinweis. Bei Bekanntwerden von Rechtsverletzungen werden wir derartige Inhalte umgehend verändern oder entfernen.